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Baron befand sich in einer schrecklichen Unentschlos-
senheit, während er die Gräfin mit jener neuen Schönheit
verglich, die noch mehr gehoben wurde durch das Ge-
heimnis, das sie umgab. Er schwankte, ob er ein reicher
Mann werden oder eine Laune befriedigen solle.
Der Glanz der Lichter ließ so kräftig das schwermütige
und düstere Antlitz unter seinen schwarzen Haaren her-
vorstechen, daß man ihn mit einem bösen Geist hätte
vergleichen können, und mehr als ein fernstehender Be-
obachter mochte sich wohl sagen, "Der arme Teufel
scheint auch nicht zu seiner Freude hier zu sein!"
Die rechte Schulter leicht an die vergoldete Einfassung
der Tür zwischen dem Spielzimmer und dem Tanzsaale
gestützt, konnte der Oberst unbemerkt lachen. Er freute
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sich über den berauschenden Lärm des Balles. Er sah
hundert hübsche Köpfe, die je nach den Launen des Tan-
zes hin und her schwebten. Er las in manchen Zügen,
ebenso wie in denen der Gräfin und seines Freundes Mar-
tial, die Geheimnisse der Seelen. Dann wandte er sein
Gesicht und verglich das düstere Aussehen des Grafen
Soulanges, der noch immer in dem Armstuhle saß, wo er
ihn verlassen hatte, mit den sanften und klagenden Zügen
der unbekannten Dame, auf deren Antlitz abwechselnd
die Freuden der Hoffnung und die Angst eines unwillkür-
liehen Schreckens erschienen. Der glückliche Kürassier
hatte soviele Geheimnisse zu erraten, Reichtum von einer
keimenden Liebe zu hoffen, die Lehren zu merken, die
der gekränkte Ehrgeiz gibt, das Schauspiel einer heftigen
Leidenschaft zu beobachten und das Lächeln von hundert
hübschen Damen über Soulanges, Martial, die Gräfin
oder die Unbekannte mit seinen Blicken zu erfassen, und
er war daher so heiter, als sei er der König des Festes.
Das lebhafte Bild gab ihm ein vollkommenes Gleichnis
der Welt und des Lebens; aber er lachte, ohne daß er hin-
ter das Wesen dieser Dinge zu kommen versucht hätte.
Es war etwa Mitternacht, und die Unterhaltungen, das
Spiel, der Tanz, die Selbstsucht, die Bosheit und die ver-
schiedenartigsten Pläne, alles war auf jenem Siedepunkt
angelangt, wo sich einem jungen Manne der Ruf entringt:
"Es ist doch eine hübsche Sache um einen Ball!& "
"Mein kleiner Engel," sagte Frau von Marigny zu der
Gräfin, "ich bin weit älter, als ich scheine, denn ich zähle
fünfundsechzig Jahre; ich habe fast ein Jahrhundert ge-
lebt. Sie, meine Liebe, stehen jetzt in einem Alter, in dem
ich tausend Fehler begangen habe, und da ich Sie jetzt
bittere Qualen erdulden sah, so fiel es mir ein, Ihnen ei-
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nige liebevolle Winke zu geben. Wer Fehler im zweiund-
zwanzigsten Jahre begeht, verdirbt sich dadurch seine
Zukunft, zerreißt das Kleid, das er erst anziehen soll.
Ach, meine Liebe, wir lernen erst zu spät uns des Ge-
wandes zu bedienen, ohne es zu zerknittern& . Fahren
Sie fort, mein schönes Kind, sich redliche Feinde zu ma-
chen und diejenigen als Freunde zu erwerben, die den
Geist der Welt nicht besitzen, und Sie sollen sehen, was
für ein angenehmes Leben Sie führen werden!"&
"Ach, Herzogin, es macht uns recht viel Mühe, glücklich
zu werden! Nicht wahr?" rief die Gräfin kindlich aus.
"Meine Kleine, man muß es nur verstehen, in Ihrem Alter
zwischen dem Vergnügen und dem Glück die Wahl tref-
fen zu können. Hören Sie mich an! Sie wollen Martial
heiraten. Er ist aber auf der einen Seite nicht dumm ge-
nug, um ein Ehemann zu werden, und auf der anderen
Seite nicht gut genug, um sie glücklich zu machen. Er hat
Schulden, meine Liebe!& Er ist ganz der Mann, der Ihr
Vermögen verzehren könnte. Er ist ein Ränkeschmied,
der sich ausgezeichnet in die Geschäfte einleben kann, er
weiß angenehm zu plaudern, aber er besitzt zu viele Vor-
teile, als daß er ein wahres Verdienst haben wollte. Er
wird nicht weit gehen. Überdies, sehen Sie ihn nur an!&
Werfen Sie nur einen Blick auf ihn!& Liest man es nicht
auf seiner Stirn, daß er in diesem Augenblick keineswegs
das hübsche junge Weib sieht, sondern nur die Besitzerin
von zwei Millionen?& Er liebt Sie nicht, meine Liebe; er
berechnet Sie, als ob es sich um eine Multiplikation han-
delte. Wenn Sie sich verheiraten wollen, so nehmen Sie
einen bejahrten Mann, der zugleich Ansehen genießt.
Eine Witwe darf ihre Wiederverheiratung nicht zu einem
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Geschäft der Liebe machen. Fängt man je eine Maus
zweimal in derselben Falle? Jetzt muß ein neuer Kontrakt
eine Spekulation sein, und wenn Sie sich wieder verhei-
raten, so müssen Sie dabei wenigstens die Hoffnung ha-
ben, sich dereinst Frau Marschallin nennen zu hören!" In
diesem Augenblick richteten sich die Augen der beiden
Damen natürlich auf das hübsche Antlitz des Obersten.
"Wollen Sie die schwierige Rolle einer Kokette spielen
und sich nicht wieder verheiraten & " fuhr die Herzogin
gutmütig fort; "ach, meine arme Kleine, dann verstehen
Sie besser als jede andere, die Wolken eines Ungewitters
zu häufen und auch wieder zu zerstreuen& . Allein ich
beschwöre Sie, machen Sie sich nie eine Freude daraus,
den ehelichen Frieden zu stören, die Eintracht der Fami-
lien und das Glück der glücklichen Frauen zu vernichten.
Ich habe diese gefährliche Rolle gespielt, meine Liebe &
und etwas zu spät habe ich erkennen gelernt, daß, wie
jener Diplomat gesagt hat, ein Lachs besser ist als tau-
send Frösche! Ja, meine Liebe, um einen Triumph der
Eigenliebe zu feiern, meuchelt man oft arme tugendhafte
Geschöpfe; denn es gibt wirklich tugendhafte Frauen,
meine Liebe. Lernen Sie einsehen, daß eine wabrhafte
Liebe tausendmal mehr Genüsse gewährt, als die ver-
gänglichen Leidenschaften, die man erregt. Gewiß, ich
bin hierhergekommen, um Ihnen eine Predigt zu hal-
ten& . Ja, Sie, mein guter kleiner Engel, sind die Ursa-
che, weshalb ich in diesem Salon erschienen bin, der
nach Pöbel stinkt. Sieht man hier nicht sogar Schauspie-
ler?& Man empfing diese Leute auch sonst, meine Lie-
be, aber in seinem Boudoir; in einem Salon jedoch,
pfui!& Ja, ja, sehen Sie mich nicht so erstaunt an.  Hö-
ren Sie mich an! Wollen Sie über die Männer lachen,"
fuhr die alte Dame fort, "so begeistern Sie nur die Herzen
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derer, die keine feste Bestimmung haben, die keine
Pflichten zu erfüllen haben& . Das ist eine Lehre, die ich
meiner alten Erfahrung verdanke; nutzen Sie dieselbe.
Dieser arme Soulanges zum Beispiel, dem Sie den Kopf
verdreht haben, den Sie seit fünfzehn Monaten, Gott
weiß wie, berauscht haben & ihn haben Sie für sein gan-
zes Leben unglücklich gemacht. Er ist verheiratet. Er
wird von einem kleinen Weibe angebetet, das er auch [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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