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Wie viele Leute gab es doch, überlegte Miss Marple, die
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an Orten gewesen waren, wo sie durchaus nicht hatten
gesehen werden wollen!
Sie verbannte Johnnie aus ihren Gedanken und konzen-
trierte sich auf eine Stelle des Berichtes, den Alex von
seiner Unterredung mit dem Inspektor gegeben hatte. Eine
gewisse Bemerkung Currys hatte in Alex einen be-
stimmten Gedanken erweckt. Ihr schien, daß sie auch ihr
einen Gedanken eingegeben hatte. Ob es derselbe war?
Oder ein anderer? Sie stand da, wo Alex Restarick
gestanden hatte. Dies ist keine wirkliche Halle, dachte sie.
Dies ist nur Pappe und Holz und Leinwand. Es ist ein
Bühnenbild & Bruchstücke einzelner Sätze schossen ihr
durch den Kopf. «Täuschung & »  «in den Augen der
Zuschauer & »  «Sie machen es mit Spiegeln & »
- «Goldfischbassin & »  «Meterlange farbige Bänder
& »  «Verschwindende Damen & »  Das ganze
Rüstzeug der Zauberer, die Kunst der Irreführung, die die
Illusionisten so meisterhaft beherrschten &
Plötzlich trat ein Bild in ihr Bewußtsein. Sie sah im
Geiste Sergeant Dodgett keuchen und schnaufen &
schnaufen & Ein neues Bild stand plötzlich im
Scheinwerferlicht &
«Aber natürlich!» sagte Miss Marple. «Das muß es sein
& »
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«Oh, Walter! Wie hast du mich erschreckt!»
Gina, die gerade das Theater verließ, war erschrocken
zurückgewichen, als Walter Hudd plötzlich vor ihr stand.
Es war noch nicht völlig dunkel. Es herrschte das
merkwürdige Zwielicht, in dem die Gegenstände ihre
Wirklichkeit verlieren und die phantastischen Formen
eines Alpdrucktraums annehmen.
«Was machst du denn hier? Du kommst doch sonst nicht
in die Nähe des Theaters.»
«Vielleicht habe ich dich gesucht, Gina. Hier hat man ja
immer Aussicht, dich zu finden, nicht wahr?»
Walters weiche, ruhige Stimme hatte keinen Beiklang.
Und doch zuckte Gina etwas zusammen.
«Es ist meine Arbeit, und ich liebe sie. Ich liebe die
Atmosphäre der Bühne und den Geruch der Farbe, der
Leinwand.»
«Ja. Das alles bedeutet viel für dich. Das habe ich
bemerkt. Aber sage mir, Gina, wie lange, glaubst du, wird
es noch dauern, bis alles aufgeklärt ist?»
«Die Leichenschau findet morgen statt. Dann wird die
Verhandlung vermutlich auf vierzehn Tage ausgesetzt.
Das meinte jedenfalls Inspektor Curry.»
«Vierzehn Tage!» sagte Walter nachdenklich. «Gut.
Sagen wir  vielleicht drei Wochen. Und dann  sind wir
frei. Ich kehre dann nach den Staaten zurück.»
«Oh!» rief Gina. «Ich kann doch nicht einfach so
davonlaufen! Ich kann Großchen nicht verlassen. Und wir
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bereiten zwei neue Aufführungen vor  »
«Ich sagte nicht «wir». Ich sagte, ich würde nach den
Staaten zurückkehren.»
Gina blieb stehen und blickte ihren Gatten an. In dem
Zwielicht sah er sehr groß aus. In seiner Haltung war 
oder jedenfalls kam es ihr so vor - etwas Drohendes.
«Willst du damit sagen, du wünschst nicht, daß ich dich
begleite?» fragte sie ungewiß.
«Das habe ich nicht gesagt.»
«Aber es ist dir gleichgültig, ob ich dich begleite oder
nicht? Wolltest du das sagen?»
Sie wurde plötzlich zornig.
«Hör mich an, Gina! Wir müssen jetzt endlich einmal
die Karten aufdecken. Wir wußten wenig voneinander, als
wir heirateten. Wir wußten so gut wie nichts von dem
Milieu, von dem Hintergrund des anderen, nichts von
seiner Familie. Wir dachten, das spiele keine Rolle. Wir
dachten, nichts spiele eine Rolle, wenn wir es nur schön
miteinander hätten. Dieses Stadium ist nun vorüber. Deine
Familie hielt nicht viel von mir.
Und ich glaube, daran hat sich nichts geändert.
Vielleicht hat sie recht. Ich bin nicht von ihrer Art. Aber
wenn du glaubst, ich hätte Lust hierzubleiben, mir die
Beine in den Leib zu stehen und in dem verrückten Betrieb
hier  denn als das sehe ich ihn an  bald dies, bald das zu
tun, dann denke um! Ich möchte in meinem eigenen Lande
leben, und ich möchte die Arbeit verrichten, die mir gefällt
und von der ich etwas verstehe. Was ich mir unter einer
Ehefrau vorstelle, ist der Typ von Frauen, die mit den
alten Pionieren ins Land kamen und zu allem bereit waren,
die alle möglichen Schwierigkeiten, ein fremdes Land,
fremde Umgebungen, Gefahren auf sich nahmen &
Vielleicht ist das von dir zuviel verlangt, aber anders geht
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es nun einmal nicht. Vielleicht habe ich dich in unsere Ehe
hineingedrängt. Ist es so, dann ist es das beste, du wirst
mich los und fängst von vorne an. Du mußt wählen. Wenn
du einen von diesen jungen Leuten vorziehst, die mehr
Sinn für Kunst haben als ich, so ist das deine Sache. Du
hast ein Recht, über dein Leben selbst zu bestimmen. Aber
ich kehre nach den Staaten zurück.»
«Mir gefällt es hier», erwiderte Gina. «Ich finde das
Leben hier amüsant.»
«Ich nicht. Du findest wohl auch Mord amüsant?»
«Wie grausam von dir, daß du so etwas sagst!» rief Gina
zornig. «Ich habe Onkel Christian sehr gern gemocht. Und
weißt du denn nicht, daß jemand seit Monaten Großchen
zu vergiften trachtet? Es ist grauenhaft!»
«Ich sagte ja, es gefällt mir hier nicht. Ich gehe.»
«Wenn du es darfst. Bist du dir denn gar nicht darüber
klar, daß du wahrscheinlich verhaftet werden wirst, weil
du im Verdacht stehst, Onkel Christian ermordet zu
haben? Die Art und Weise, wie Inspektor Curry dich
anblickt, mißfällt mir gar sehr. Er gleicht einer Katze, die
eine Maus beobachtet und die ihre schrecklichen Pfoten
mit den scharfen Krallen in ihr Opfer einschlagen wird,
sobald sie den Sprung vollendet hat, zu dem sie sich
bereits anschickt. Sie können nichts weiter vorbringen, als
daß du im kritischen Augenblick die Halle verlassen hast,
um die Lichtstörung in Ordnung zu bringen. Aber weil du
kein Engländer bist, bin ich überzeugt, daß sie versuchen
werden, dir das Verbrechen in die Schuhe zu schieben.»
«Sie werden es erst einmal beweisen müssen.»
Gina klagte:
«Ich habe Angst um dich, Walter. Ich habe große
Angst.»
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«Warum? Ich sage doch, sie können mir nichts
beweisen.»
Sie gingen schweigend nach dem Hause.
Gina sagte schließlich:
«Ich glaube nicht, daß du etwas danach fragst, ob ich
dich nach Amerika zurückbegleite oder nicht & »
Walter Hudd antwortete nichts.
Da blickte Gina ihn an und stampfte mit dem Fuß auf.
«Ich hasse dich!» sagte sie. «Ich hasse dich! Du bist
schrecklich - ein Tier  ein grausames, gefühlloses Tier!
Und das nach allem, was ich für dich zu tun versucht
habe! Du willst mich los sein. Es ist dir ganz gleich, ob du
mich jemals wiedersiehst.
Na, schön. Mir ist es gleich, ob ich dich jemals wieder-
sehe. Ich war eine Törin, dich zu heiraten. Ich werde
sobald wie möglich eine Scheidung bewerkstelligen,
Stephen oder Alex heiraten und viel glücklicher werden,
als ich es je mit dir werden könnte.
Ich hoffe nur, daß du schleunigst nach den Staaten
zurückkehrst und daß du ein schreckliches Mädchen
heiratest, das dir das Leben zur Hölle macht.»
«Fein!» sagte Walter Hudd. «Jetzt wissen wir beide,
woran wir sind.»
Miss Marple sah Gina und Walter zusammen ins Haus
gehen.
Sie stand an der Stelle, wo Inspektor Curry mit Sergeant
Dodgett am Nachmittag das Experiment gemacht hatte.
Plötzlich erklang hinter ihr Miss Believers Stimme:
«Sie werden sich erkälten, Miss Marple, wenn Sie hier
so herumstehen. Die Sonne ist längst untergegangen.»
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Miss Marple folgte ihr ins Haus.
«Ich dachte an die Tricks der Zauberkünstler», sagte sie.
«Sie sind so schwer zu begreifen, wenn man sie
beobachtet und gern sehen möchte, wie die Zauberer das
machen. Und bekommt man es dann erklärt, dann ist alles
lächerlich einfach.
Aber selbst jetzt noch kann ich mir gar nicht denken, wie
sie das machen, wenn sie ein Bassin mit Goldfischen
hervorzaubern. Haben Sie jemals die in der Mitte
durchgesägte Dame gesehen? Es ist ein aufregender Trick.
Ich erinnere mich noch gut, welches Staunen er in mir
erweckte, als ich elf Jahre alt war. Und ich konnte nie
herausfinden, wie das eigentlich gemacht wurde. Neulich
aber las ich in einer Zeitschrift einen Aufsatz, in dem der [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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